Christgeburtsspiel aus dem Böhmerwald – Wenn die Hirten tanzen und singen

Schon seit dem Sommer probten wir dieses alte Mysterienspiel; die Sänger mit Fritz Jauché und Robert Tauber, die Spieler mit Ingeborg Schweigl und Gitti Schweigl-Braun und die Hirten mit Dennis Nussbeutel an der steirischen Harmonika. Die Churpfälzer Saitensprünge unter der Leitung von Fritz Jauché mit ihrer stillen Stubenmusik taten Ihr Bestes. Ebenso trugen auch die Mitglieder des befreundeten Sing- und Spielkreises Heidelberg einen großen Teil bei und so konnten die alten Melodien und Sologesänge gut bewältigt werden.

Die beiden Aufführungen fanden in der kath. Christkönigkirche in Eppelheim und in der ev. Christuskirche in Oftersheim statt – zwischen den Jahren, wie es im Böhmerwald üblich war.

Die Organisatoren Rainer Strunz und Karola Gronert hatten alles bestens bedacht; die Verpflegung von Mitspielern und auch der Zuschauer mit Glühwein und Punsch klappte bestens.

Bei beiden Aufführungen fanden jeweils ca. 300 Zuschauer den Weg in die Kirchen und nahmen das Spiel sehr interessiert und andächtig auf und waren begeistert.

Was ist jetzt an diesem Krippenspiel anders, als bei den gewohnten Darstellungen ? Nun, es ist im 16. Jahrhundert entstanden. Dazu muss man wissen, dass in Böhmen die Reformation durch Jan Hus schon sehr verbreitet war, praktisch 100 Jahre vor Martin Luther, und dass die Gegenreformation nach dem 30-jährigen Krieg durch die Habsburger und die Jesuiten sehr umgreifend durchgeführt wurde. Das einfache Volk konnte weder schreiben noch lesen und solche „Spiele“ dienten der religiösen Bildung. Einige der Lieder sind in das allgemeine Weihnachtsliedgut durch die Klöster Hohenfurth und Goldenkron eingegangen. Besonders Böhmerwäldlerisch ist, dass Maria und Josef in Tracht auftreten und dass das Jesuskind ein „Fatschenkindl“ ist, d.h. die Windel wird mit einem Wickelband zusammengehalten. Weiter müssen die Hirten Mundart beherrschen, den Wolf vertreiben und an der Krippe tanzen und dreistimmig singen. Die einzelnen Rollen waren wie folgt besetzt:

Natürlich hat das Spiel auch seine Länge. Bis alle, vom Bauer, den Juden, den drei Königen samt Gefolge, dem römischen Soldaten bis hin zum Hohepriester Kaiphas beim Kind und Herodes warten – das dauert eben. Es sind jedoch gerade diese Spielteile, die das Besondere an dem Spiel ausmachen. Dies fand auch die Oftersheimer Pfarrerin Esther Kraus, die das Schlusswort sprach und allen Anwesenden den Segen für das neue Jahr erteilte. Und alle – Mitspieler wie Zuschauer – waren sich einig, dass die beiden Aufführungen ein schöner Jahresabschluss waren.

Der Dank geht an alle, die die Aufführungen dieses Spiels möglich gemacht haben; den Verantwortlichen bei den beiden Kirchengemeinden in Eppelheim und Oftersheim, den Spielern, dem Chor, der Musik, und auch der „Kostümbildnerin“ Anni Krammer, die von ihren weltweiten Reisen Textilien und Schmuck mitbrachte. Dank auch den Volkskundlern Alois Milz und Gustav Schuster, die vor vielen Jahren das alte Spiel aufgezeichnet und die Lieder und Gesänge in Fassung brachten. Nach diesen Aufzeichnungen wurde das Spiel aufgeführt.

Karola Gronert/Friedl Vobis