Erklärung der Jugend – ST 2021

Erklärung der Jugend 2021

Mario Hierhager, Vorsitzender SdJ – Jugend für Mitteleuropa e.V.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Ehrengäste,

ich wurde gebeten, dieses Mal eine zeitlich etwas verkürzte Rede zu halten. Daher hören Sie nun eine flotte, aber prägnante Erklärung der SdJ – Jugend für Mitteleuropa.

Herausforderungen und Krisen musste die SdJ in ihrer nun mehr als 70jährigen Geschichte oftmals meistern. So etwas stärkt aber den Zusammenhalt, fordert kreativen Umgang mit der Situation und setzt neue Kräfte frei. Gerade wenn es um die Kernanliegen unserer Gemeinschaft – nämlich Begegnung und Austausch – geht, waren insbesondere in den vergangenen eineinhalb Jahren gute Ideen und Geduld gefragt. Der Sudetendeutsche Tag, üblicherweise DIE Möglichkeit des Zusammentreffens all unserer Gruppen, wurde anno 2020 kurzerhand in die sozialen Medien verlegt. Gruppenstunden, Gesangs- und Tanzproben oder das Alternativprogramm eines Zeltlagers fanden rein digital statt. Alles was uns so selbstverständlich erschien, musste neu gedacht werden. So setzte aber auch die wachrüttelnde Erkenntnis ein, dass eben nichts selbstverständlich ist! All die Annehmlichkeiten, an die man sich so schön gewöhnt hatte, all die Freiheiten im alltäglichen Leben, all dies schien plötzlich gefährdet. Auch wenn man in Sonntagsreden nie müde wurde zu betonen, dass man immer für jedes Privileg dauerhaft Sorge tragen muss, so war dies in der Bequemlichkeit des Erreichten längst zur Floskel verkommen. Als plötzlich die angebrachten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung manche unserer Freiheiten einschränkten, da wurde dies auf schmerzliche Weise wieder bewusst. Aber es bleibt festzuhalten, dass unsere Gesellschaft in weiten Teilen vernünftig und verantwortungsbewusst gehandelt hat, schließlich ging es um den Schutz von Menschen. Unsere Demokratie war nie gefährdet, ganz im Gegenteil, während Staaten wie Belarus, die Türkei oder Ungarn weitere Schritte in Richtung Despotie unternahmen, konnten sich die Menschen hier immer auf ihre Meinungsfreiheit berufen, selbst wenn sie es selber vor lauter Selbstüberschätzung nicht mehr mitbekommen haben. Eine schlimme Narbe verursachte die Pandemie jedoch durch die Schließung der Grenzen. Von heute auf morgen nicht mehr die europäischen Nachbarn besuchen zu können, das führte uns am anschaulichsten den Ernst der Lage vor Augen. Es ist ja gerade unsere DNA, mit unseren europäischen und vor allem tschechischen Freunden von Angesicht zu Angesicht die Zukunft zu gestalten. Wir haben daraus gelernt! Nichts ist selbstverständlich, immer muss man wachsam sein. Die Geister der Vergangenheit spekulieren auf die Bequemlichkeit der Mehrheit und spielen mit den Ängsten der Menschen, sie stellen sich als Opfer dar und nutzen die derzeitige Situation für eine Renaissance ihrer fauligen Ideen: Nationalismus, Isolationismus, Verschwörungserzählungen und Antisemitismus. Aber nicht mit uns! Wir stehen auch in den nächsten 70 Jahren und darüber hinaus auf der anderen, der rechtschaffenden Seite. Da die Grenzen nun wieder offen sind, freuen wir uns heuer mit vielen Aktiven am Brünner Versöhnungsmarsch teilzunehmen. Denn dafür steht die SdJ – Jugend für Mitteleuropa: Begegnung, Offenheit, Solidarität und das Leben feiern.

Und ebenso feiern wir den diesjährigen Preisträger des Europäischen Karlspreises Daniel Herman. Ihm gilt unser herzlichster Glückwunsch!

Vielen Dank!