Erklärung der Jugend am Sudetendeutschen Tag 2019 in Regensburg.
Gesprochen von Mario Hierhager (Vorsitzender)
Es sind nun mehr als 70 Jahre ins Land gegangen, seitdem die Menschen aus Böhmen, Mähren und Schlesien ihre angestammte Heimat verlassen mussten und im völlig kriegszerstörten Deutschland eine neue Heimat fanden und – dies sei immer wieder zu betonen – selbst aufbauen mussten.
Diese Entwurzelten aller Generationen einte aber der absolute Wille zur Gestaltung und Wiederaufbau der neuen Heimat genauso wie die Verbundenheit zur alten. Kaum in den Aufnahmeeinrichtungen angekommen, fanden sich auch die ersten Gruppen junger Vertriebener zusammen, um die Kultur und Tradition ihrer Familien zu pflegen, zu beschützen und weiterzuentwickeln. Ohne sich von den Älteren abnabeln zu wollen, wurde neben der Sudetendeutschen Landsmannschaft auch eine Sudetendeutsche Jugend ins Leben gerufen, explizit unter diesem Namen und eben nicht als Junge Landsmannschaft. Der Gründungsprozess ereignete sich über die Jahre 1949 und 1950. Somit zählt die SdJ – Jugend für Mitteleuropa e.V. nunmehr auch schon 70 Lenze. Das Bemühen, über die Jahrzehnte hinweg immer innovativ, frisch und im Zeitgeist zu bleiben, ist dabei in sieben Dekaden sämtlichen Generationen von SdJ-Aktiven gelungen. Historische Rahmenbedingungen haben sich in dieser Zeit ständig verändert, die Motivation sich einzubringen jedoch nie. In jeder Periode nach dem Ende des für Europa so unglückbringenden und die Idiotie von Nationalismus und Chauvinismus aufzeigenden Zweiten Weltkriegs, brachte die Sudetendeutsche Jugend ihren Enthusiasmus ein, um neue Wege zu beschreiten, neue Herzen zu erreichen und neue Brücken zu bauen.
Das Jahr 2019 hat uns bereits gezeigt, dass es eben die jungen Menschen sind, die verstärkt ihre Zukunft gestalten wollen. Insbesondere da destruktive Kräfte nun immer offener die Fundamente unserer Zukunft angreifen. Wurde die Jugend unlängst gerne allgemein als unpolitisch, konsumorientiert und gleichgültig gebrandmarkt, so zeigt sie doch inzwischen ihr kämpferisches und diskussionsfreudiges Gesicht. Seit nun schon einigen Jahren tritt die Pulse of Europe-Bewegung, von Menschen der jüngeren Generation getragen, gegen die Zerstörung der Prinzipien von Internationalismus und Solidarität auf. Man will einfach nicht tatenlos zusehen, wie Ewiggestrige ihr „Heil“ in den gescheiterten Konzepten des 19. Jahrhunderts suchen, die im 20. Jahrhundert größtes Leid und den Tod von Millionen Menschen verursachten. Dies gilt für die Welt- und Europapolitik maßgeblich, aber auch für Themen wie Klimawandel und Menschenrechte. Das Engagement von unzähligen Schülern in der Fridays for Future – Bewegung überrascht und erstaunt hier nur auf den ersten Blick. Mit großer Dankbarkeit betrachtet die junge Generation die Aufbauleistung ihrer Vorfahren und ist einerseits gewillt, diese zu verteidigen und andererseits auch diese voranzubringen. Oder anders gesprochen, es ist eben unsere Zukunft und diese lassen wir uns nicht verbauen von beispielsweise Hundekrawatte tragenden Personen, deren verquere und in weiten Teilen jämmerlichen Ansichten keine Zukunft brauchen, denn sie selbst haben keine!
Gestern stellte das Münchner Projekt YouthBridge der Europäischen Janusz Korczak Akademie ihre Arbeit bei der politischen Veranstaltung der SdJ – Jugend für Mitteleuropa vor. Dieses bietet Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft, Muttersprache und Religion ein Forum, um durch Vermittlung von Wissen und Kompetenzen ihre eigenen sozialen, medialen und kulturellen Initiativen umzusetzen und dadurch Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Somit wird Vielfalt, Kreativität und Miteinander geschaffen, Hass, Ausgrenzung und Radikalisierung bekämpft. Genau das macht die Sudetendeutschen Jugend seit nunmehr 70 Jahren! Wir freuen uns, hierbei Seite an Seite mit zahllosen Aktiven weltweit zu stehen. Denn wir haben von unseren Groß- und Urgroßeltern gelernt, was es bedeutet, ohne Heimat und gefühlt ohne Zukunft dazustehen. Und genau wie sie sind wir voller Tatendrang anzupacken, das gemeinsame Haus Europa, ja das gemeinsame Haus aller Menschen zu bauen. Auch wenn es vereinzelte Rufe gibt, dieses schwere Werk den sogenannten Profis zu überlassen, so wissen wir doch auch, dass eben wir diese Profis sein wollen: Schließlich sind es wir und unsere Nachkommen, die in diesem Deutschland, diesem Europa und dieser Welt leben werden.
Mit großer Freude gratuliert die SdJ –Jugend für Mitteleuropa der diesjährigen Preisträgerin des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft Frau Charlotte Knobloch. Diese beeindruckende Frau hat der bundesdeutschen Gesellschaft immer wieder gezeigt, dass Offenheit, Herzlichkeit und Dialogbereitschaft stets Intoleranz und Hass besiegen. Durch ihre Biografie hätte sie Gründe genug für Verbitterung oder Rachegelüste haben können. Stattdessen hat sie zum richtigen Zeitpunkt immer mit Güte und Verständnis die passenden Worte gefunden. Die von ihr angesprochenen Wahrheiten sind nicht immer populär oder leicht verdaulich, notwendig und richtungsweisend sind sie aber allemal. So wirkt sie als Vorbild für die Jugend in diesem Land. Sehr gerne entsprechen wir ihrer Bitte an die jungen Menschen in Deutschland, sich von niemandem einreden zu lassen, wen man zu lieben und wen man zu hassen habe. Denn Hass frisst auf, er lässt die zarten Keime verdorren, unsere Hoffnung und Zukunft soll aber wachsen und gedeihen.
Der Sudetendeutsche Tag 2019 findet erstmalig in Regensburg statt. Wir erstreiten uns eine Zukunft, in der der Sudetendeutsche Tag dort stattfinden wird, wo er hingehört, ins Herz Böhmens und Mährens, der Heimat unserer Ahnen und unserer Zukunft.