Jakobitreffen der Böhmerwäldler in Lackenhäuser

Am letzten Juliwochenende fand wie gewohnt das Jakobitreffen der Böhmerwäldler in Lackenhäuser und am Dreisessel statt.

Nachdem manche schon freitags, manche erst am Samstagmorgen angereist waren, trafen wir uns am Samstag um 11 Uhr am Mahnmal in Lackenhäuser zur traditionellen Mahnmalfeier. Es war zwar noch Vormittag, aber jetzt schon brütend heiß, sodass der Schatten unter den Bäumen am Mahnmal sehr willkommen war. Die Rede hielt Rudolf Hartauer, Landschaftsbetreuer Böhmerwald, und die BWJ umrahmte die Feier mit Liedern.

Anschließend setzten wir uns, zu Fuß, im Bus oder Auto, in Bewegung Richtung Webingerhaus. Nach dem Mittagessen im Festzelt hinter dem Haus fand um 13 Uhr die Ausstellungseröffnung statt. Unter den Ausstellungsständen zum Thema „Böhmerwäldler Brauchtum“ war ein Stand mit Informationen zu und Texten von Karl Franz Leppa und außerdem eine Tischreihe zu 70 Jahren „Hoam!“ – schließlich feiert die Zeitschrift in diesem Jahr diesen runden Geburtstag. Es ist ein Jubiläum, mit dem bei der ersten Ausgabe im Jahr 1948 wohl noch keiner rechnen konnte.

Inzwischen war es noch heißer geworden, was dem Gewusel im und um das Webingerhaus aber keinen Abbruch tat. Die Schattenplätze im Zelt und auf der anderen Seite der Wiese unter den Bäumen, wo einige Biertische und -bänke standen, waren natürlich sehr beliebt. Manche Trachtenträger schlüpften zwischendurch auch nochmal in kurze Hosen und T-Shirts.

Um 14.30 Uhr fand der Festakt zu 70 Jahren „Hoam!“ statt. Musikalisch umrahmt wurden die Reden und Ehrungen der „Hoam!“-Mitarbeiter von der Nürtinger Stubenmusik und der BWJ. Es war spannend, durch die einzelnen Redebeiträge die Geschichte des „Hoam!“ aus verschiedenen Perspektiven zu hören. Es sprachen unter anderem Wolfgang Stiepani, erster Vorsitzender des Vereins der heimattreuen Böhmerwäldler, die Bundesvorsitzende des Deutschen Böhmerwaldbundes Birgit Kern und Verlagsleiter Franz Nodes. So wurden einerseits immer wieder neue Aspekte genannt, während andererseits manche Dinge mehrfach hervorgehoben wurden: die Bedeutung der Zeitschrift in ihren ersten Jahren, als sie das einzige Kommunikationsmittel war, über das alle vertriebenen Böhmerwäldler an ihren neuen Wohnorten erreicht werden konnten; die ungeahnte Entwicklung des „Hoam!“ von einem Mitteilungsblatt im wörtlichen Sinne zu einer monatlich- und mittlerweile zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift; die Bedeutung des Wissens um die persönliche Vergangenheit für das Leben jedes Einzelnen; und zu guter Letzt die Bedeutung der Abonnenten der Zeitschrift, die für die Finanzierung so wichtig sind.

Mit Kaffee, Kuchen und kalten Getränken ließ es sich im Garten des Webingerhauses gemütlich noch etwas aushalten, bis wir uns schließlich zur Hochwaldhalle aufmachten, wo eine kleine Stellprobe für den Heimatabend stattfand. Nach dem Abendessen begann der Volkstumsabend „Unterm Dreisessel“. Das Programm stammte von Armin Fechter, die Mitwirkenden kamen aus den Sing- und Spielscharen München, Nürtingen, Heidelberg und Esslingen-Backnang. Außerdem spielte die Nürtinger Stubenmusik. Es war ein vorwiegend heiterer Abend mit Liedern wie „Jetzt schlogt der Fink im Wold“ und „Grüß dich Gott, du schöner Böhmerwald“, Scherzliedern wie „Mein Vodan sei Häuserl“, bei dem das Publikum kräftig mitsang, Tänzen wie dem Festival-Walzer und dem Jägerneuner, den die Jugendlichen aus Esslingen zeigten, Texten, Gedichten und Sprüchen. Auch die „Zwoa stoaolti Weiberl“ machten ihre Aufwartung, überzeugendst dargestellt von Achim und Uli Spitzenberger in Kittelschurz und Kopftuch. Es war ein vergnüglicher, schweißtreibender, runder gemeinsamer Abend. Beim Auszug zum Spiel der Nürtinger Stubenmusik bildete sich am Ausgang das übliche klatschende Spalier, mit dem wir gemeinsam unseren gelungenen Heimatabend feierten.

Am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr fand die Bergmesse am Dreisessel mit Monsignore Karl Wuchterl und Pfarrer Jaromir Stehlik aus Winterberg statt. Pünktlich zur Kundgebung um 11 Uhr begann es leicht zu regnen, aber es hörte auch gleich wieder auf und die Trachtenblaskapelle Neureichenau, die sich auf der Felsbühne in Stellung gebracht hatte, sowie der Passauer Landtagsabgeordnete Professor Dr. Gerhard Waschler, der bei der Kundgebung sprach, blieben von einer Dusche verschont.

Zum Mittagessen traf man sich noch einmal im Webingerhaus, ehe das Jakobiwochenende 2018 harmonisch zu Ende ging.

Stefanie Fechter